Steuerberater Elmar Klewes betreibt eine Kanzlei mit zehn Mitarbeitern in Mönchengladbach und bildet seit Jahren selbst Steuerfachangestellte aus.
Herr Klewes, welche Rolle spielt das Thema Entlohnung in Ihrer Kanzlei?
Es ist klar, dass Mitarbeiter ein ordentliches Gehalt bekommen müssen. Allerdings kommt das Geld nicht von ungefähr, es muss erst verdient werden. Ortsabhängig hat sich in den Kanzleien ein Einstiegsgehalt gefestigt, das zwischen 1.500 und 1.800 Euro liegt. Bei guten Abschlussnoten kann das Gehalt auch nach oben variieren. In der Folge hängt die weitere Entwicklung in meiner Kanzlei davon ab, wieviel Umsatz der Mitarbeiter erwirtschaftet.
Wie setzen Sie das um?
Ich lege gemeinsam mit meinen Mitarbeiter einen Betrag fest, der bis Ende des Jahres erzielt werden soll. Die Personalkosten liegen in etwa bei einem Drittel des erwirtschafteten Umsatzes. Wenn ein Mitarbeiter dauerhaft mehr schafft und die Personalkosten unter diesem Anteil liegen, kommt eine Gehaltserhöhung in Frage. Anders sieht es aus, wenn die Personalkosten dauerhaft darüber liegen, beispielsweise bei einem Anteil von 50 Prozent. Dann überlege ich mir: wie können wir das ändern, wird der Mitarbeiter irgendwie gehindert oder ist er einfach zu langsam? Natürlich kann es auch vorkommen, dass ein Mandant viel Arbeit verursacht und wir zu wenig Honorar dafür abrechnen. Wenn das meinen Mitarbeitern auffällt, dann sprechen sie mit mir darüber und wir passen das an.
Eine andere Möglichkeit ist die provisionsabhängige Entlohnung. Das hat dann aber häufig den Nachteil, dass die Sachen oft schnell erledigt werden und die Qualität darunter leidet.
Oft können Angestellte in der Wirtschaft mehr verdienen. Wie sehen Sie diese Konkurrenz?
In der Industrie wird durchaus mehr bezahlt, das stimmt. Wenn es den Mitarbeitern darauf ankommt, dann müssen sie wechseln. Ich bin der Ansicht, dass es im Berufsbild des Steuerfachangestellten nicht nur ausschließlich aufs Gehalt, sondern auch auf die Tätigkeiten ankommt, die man ausführt. Wenn ich in der Industrie Debitoren- oder Kreditoren-Buchhalter bin, dann ist meine Tätigkeit deutlich eingeschränkt. Wer das mag, für den ist das dann genau das Richtige. In der Industrie kann man also mehr verdienen – für eine andere Tätigkeit.
Viele Steuerberater berichten von Schwierigkeiten, neue Mitarbeiter zu finden. Wie ist es in Ihrer Kanzlei?
Das muss man differenziert betrachten. Ein Steuerberater findet durchaus Mitarbeiter, wenn er sich darum kümmert. Die Frage ist immer, wie qualifiziert ist das Personal, das ich haben möchte und da wird es nach oben hin immer enger. Berufsanfänger oder Personen aus der Umschulung finde ich recht einfach. Wenn ich jemanden haben will, der etwas weiter fortgeschritten ist, dann wird es schwierig – oder nahezu unmöglich. Die Suche nach qualifizierten Kräften ist eine Herausforderung für Steuerberater. Aber die Berater bilden ja auch kaum aus, da muss man sich nicht wundern.
Sie bilden selbst aus - finden Sie dafür immer genügend qualifizierte Interessenten?
Genügend Interessenten ja, aber wenige, die ausreichend qualifiziert sind. Ich merke, dass ich bei der Einstellung heute gar nicht so sehr nach der Note gehen kann, da Leute mit Einser- oder Zweier-Durchschnitt immer seltener werden. Ich schaue dann, wo welche Zensuren erzielt wurden und was die Bewerber zusätzlich gemacht haben. Damit stecke ich mehr Aufwand ins Auswahlverfahren, finde so aber auch gute Leute. Ich bevorzuge bei der Einstellung Abiturienten. Den Absolventen mit mittlerer Reife fehlen oft noch die Lebenserfahrung und die notwendige Reife, das ist bei Abiturienten meines Erachtens besser und hängt oft auch mit dem Alter zusammen.
Wie handhaben Sie die Ausbildung in Ihrer Kanzlei? Können Sie Tipps für andere Steuerberater geben?
Zu Beginn vermittle ich den neuen Auszubildenden erstmal einfache Aufgaben, wie Posteingang oder Postausgang. Das hat erstmal mit der Tätigkeit als Steuerfachangestellter nicht viel zu tun, aber er erlernt die Grundlagen. Ich stelle Anweisungen in schriftlicher Form und eine Checkliste bereit, an denen sie sich orientieren können. Außerdem sende ich meine Auszubildenden in Lehrgänge, damit sie sich intensiv mit der Thematik vertraut machen – beispielsweise im Bereich Lohn- oder Finanzbuchhaltung. Danach lernen Sie von den anderen Mitarbeitern, wie Finanzbuchhaltung oder Lohnabrechnung in der Praxis erstellt werden. Aber er braucht erstmal ein Grundgerüst, dass er sich auch sicher genug fühlt, selbst zu buchen oder Gehaltsabrechnungen zu erstellen. Das selbst zu erklären geht natürlich auch, ist aber enorm zeitintensiv und das ist heutzutage kaum noch drin.
Was muss geschehen, dass sich die Personalsituation verbessert?
Aus Sicht des Steuerberaters wäre es gut, wenn mehr Berater ausbilden und die Kammern vermehrt darauf hinweisen, dass Personalmangel herrscht oder bald herrschen wird. Die Ingenieure gehen da beispielsweise viel geschickter vor. Der VDI lässt regelmäßig verlautbaren, dass es bald zu wenig Ingenieure gäbe. Dabei sind genügend Ingenieure da. Wenn sich Ingenieure bewerben bekommen sie keine Stelle oder müssen eine Vielzahl an Bewerbungen schreiben. So sollte die Steuerberaterkammer auch vorgehen und darauf hinweisen, dass es nicht genug Fachkräfte gibt und nicht genügend ausgebildet wird.
Der einfachste Weg für jeden Steuerberater, das Personalproblem zu lösen, ist das vorhandene Personal an die Kanzlei zu binden und den Wechsel zu verhindern. Das geht nur durch Motivation, eine gute Arbeitsatmosphäre und wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern.
Vielen Dank für das Gespräch!
Elmar Klewes
Ist Inhaber einer Steuerkanzlei in Mönchengladbach mit 10 Mitarbeitern. Sein Angebot umfasst unter anderem betriebswirtschaftliche Beratung, Unternehmensberatung und Vermögensplanung. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich der Heilberufe. (www.klewes.de)
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