Rechtsanwälte, Finanzbuchhalter und immer mehr Berufskollegen – beim Kampf um die Mandanten hat sich der Konkurrenzdruck für den Steuerberater merklich erhöht. Eine passende Antwort kann die Fokussierung auf bestimmte Mandantengruppen oder Themenbereiche sein. Dazu passend wurden die Weiterbildungsmöglichkeiten für Steuerberater in den letzten Jahren stark ausgebaut und professionalisiert. Wegweisend war hier das Fachberater-Konzept des DStV.
Sehr beliebt unter Steuerkanzleien ist die Fokussierung auf das Gesundheitswesen respektive Heilberufe. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird der Bedarf an Ärzten und Pflegeberufen in Zukunft weiter steigen. Schon heute ist das Gesundheitswesen in Deutschland umsatzstärker als die Automobilbranche. Untersuchungen zeigen zudem, dass sich bei Arztpraxen nach den ersten fünf Jahren deswegen zumeist eine dauerhafte Prosperität einstellt. Die Übernahme des Mandats verspricht somit häufig eine umsatzstarke und sichere Einnahmequelle.
Im Gegenzug werden vom Steuerberater besondere Kenntnisse verlangt. Die steuerlichen Regelungen für den Gesundheitssektor werden immer komplexer und sind mit denen normaler Gewerbekunden nicht zu vergleichen. Gleiches gilt für die Struktur der Branche.
Der Steuerberater steht somit vor der Herausforderung, sich ein großes Reservoir an Spezialwissen zu erarbeiten, wenn er seinen Mandantenstamm entsprechend erweitert. Das reine Selbststudium scheidet aufgrund der speziellen Thematik häufig aus. Vielmehr bietet es sich an, auf die unterschiedlichen Fortbildungsangebote am Markt zurückzugreifen.
Verschiedene private Lehrinstitute, die Steuerberaterkammern, aber auch der DStV bieten hierfür die Weiterbildung zum Fachberater Gesundheitswesen an. Dieser wurde eingeführt, um die hohe Qualität der steuer- und wirtschaftsberatenden Tätigkeiten in Deutschland auch für die Gesundheitsbranche sicherzustellen. Neben der Vermittlung von steuerrechtlichen Bestimmungen geht es daher vor allem um ein Verständnis für die besondere Struktur und Arbeitsweise im Gesundheitssektor – also bspw. die verschiedenen Formen ärztlicher Berufsausübung. Der Erwerb des Fachberaters geht dementsprechend mit großem Zeitaufwand einher (mindestens 120 Zeitstunden). Regelmäßige Weiterbildungen und schriftliche Leistungsüberprüfungen im Dreijahresrhythmus sind ebenfalls Pflicht.
Der Weg zum Fachberater Gesundheitswesen ist kein Spaziergang. Doch die Mühen werden belohnt. In Internetportalen, Fachzeitschriften und Finanzratgebern finden Mediziner regelmäßig den Hinweis, bei der Wahl ihres Steuerberaters auf den Fachberater-Titel zu achten. Die Masse der Mediziner nimmt sich diesen Rat bereits zu Herzen und bezieht ihn in die Suche nach dem passenden Berater ein. Beim Kampf um die gewünschte Zielgruppe ist der Fachberater somit ein wichtiges Ass im Ärmel.
Übrigens: Die fokussierte Ausrichtung der Kanzlei hilft überdies bei der Suche nach Mitarbeitern. Spezialisierte Kanzleien sind besonders attraktive Arbeitgeber. Sie sprechen Spezialisten und überdurchschnittlich Qualifizierte an, die allgemein ausgerichtete Kanzleien nicht erreichen.
Philipp Katzschmann
Redakteur Steuerberaterseite.de
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