1. Wissen, was Sie wollen
Wer nicht weiß, was er sucht, kann es auch nicht finden. Deswegen: Machen Sie sich bewusst, welches Anforderungsprofil Ihre künftige Kanzlei haben soll. Definieren Sie dieses genau:
Je präziser Sie Ihre Vorstellungen formulieren, umso genauer wird am Ende Ihre neue Kanzlei zu Ihnen passen.
2. Wissen, wo Sie suchen
Es ist ein wenig wie beim Immobilienkauf: Wer das passende Objekt finden möchte, muss wissen, wo er danach suchen soll. Foren sind das eine. Hier gibt es allerlei Angebote. Häufig fehlen jedoch gerade im Internet wesentliche Informationen, beziehungsweise decken diese nicht den kompletten Markt ab. Gerade alteingesessene Steuerberater inserieren ihre Kanzlei oft noch klassisch in Printmedien oder beauftragen einen Kanzleivermittler. Deswegen: Halten Sie die Augen unbedingt offen und das auf verschiedenen Kanälen.
3. Wissen, was Sie kaufen
Eine mangelhafte Suchstrategie führt schnell dazu, dass vorschnelle Kompromisse geschlossen werden – schließlich erscheint die Auswahl an angebotenen Kanzleien zu gering und Zugeständnisse somit notwendig. Damit Sie am Ende mit Ihrer Entscheidung nicht hart ins Gericht gehen müssen, stellen Sie sicher, dass Ihre Suche wirklich erschöpft ist und Sie die Traumkanzlei nicht vielleicht doch übersehen haben.
4. Genau prüfen, was Sie ewig bindet
Es ist ein wenig wie bei der Partnerwahl. Bevor der Ring wohlmöglich für immer am Finger haftet, sollten Sie genau prüfen: Passt die angebotenen Qualität auch wirklich zu mir und meinen Bedürfnissen oder bröckelt es in Wahrheit hinter der Fassade? Bei einer Kanzlei könnte das wohlmöglich bedeuten:
5. Nehmen Sie sich Zeit: Stimmt die Chemie oder brodelt es unter der Oberfläche?
Die Chemie zwischen Ihnen und dem Altinhaber ist häufig wichtiger, als Sie zu Beginn denken. Denn: Ist die Kanzlei einmal übertragen und in der Kommunikation hakt es plötzlich, stört das die Übergabe erheblich. Mandate werden wohlmöglich nicht übertragen, Mitarbeiter nicht übernommen. Deswegen: Nehmen Sie sich Zeit, den Vorbesitzer sowie die gesamte Kanzlei richtig kennenzulernen. Sie werden sehen: Hinter die Fassade zu blicken, lohnt sich.
6. Richtig kalkulieren, damit Sie sich am Ende nicht verspekulieren
Alteigentümer sind häufig nicht mehr daran interessiert, am Ende ihrer Laufbahn noch Geld in die Kanzlei zu stecken. Größere Investitionen bleiben meistens aus. Nachfolger bemerken das oft erst nach der Übernahme – und müssen dann tief in den Geldbeutel greifen. Deswegen: Kalkulieren Sie Folgeinvestitionen in Ihre gesamte Finanzierung mit ein.
7. Vermeiden Sie berufsrechtliche Fehler
Das Berufsrecht gibt Ihnen eine Reihe von Regeln vor, die bei der Kanzleiübertragung gelten. Die wichtigsten beschäftigen sich mit der Pflicht zur Verschwiegenheit, der Zustimmungseinholung der Mandanten und der Übertragung von Unterlagen. Informieren Sie sich hier frühzeitig und holen Sie sich im Zweifel lieber Expertenrat.
8. Holen Sie sich juristische Unterstützung
Auch bei der Kaufvertragsgestaltung gilt: Im Zweifel lieber den Juristen fragen. Viele Steuerberater verzichten beim Vertragsschluss auf professionelle Unterstützung und greifen stattdessen auf Musterverträge zurück. Diese können zwar passen – müssen es im Streitfall aber nicht.
Fehler passieren. Damit Sie aber möglichst wenig bis gar keine bei Ihrer Kanzleigründung tätigen, tauschen Sie sich mit anderen Gründern aus. Entsprechende Kontakte finden Sie hier im Netzwerk der Steuerberaterseite.
Alexander Jost
Ist seit 2007 Vorstand der Jost AG. Seit über zehn Jahren begleitet er Steuerberater und Wirtschaftsprüfer bei der Nachfolgeregelung. Außerdem hält er Vorträge zum Thema und ist Autor des Buches "Notfallplanung für Steuerberater". (www.jost-ag.com)
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