Kanzleikauf – Die ersten Monate als Nachfolger

Teil 3: Wie Du Mandanten und Mitarbeiter von Dir begeisterst

Hast Du Deine Wunschkanzlei gefunden, geht die Arbeit erst richtig los. In den ersten Monaten als Nachfolger gilt es, den Grundstein für einen erfolgreichen Start in Ihre Selbstständigkeit zu legen. Dabei ist es besonders wichtig, dass Du Mitarbeiter und Mandanten für Dich begeisterst.

Was ist eine überleitende Tätigkeit?

Usus nach einem erfolgreichen Vertragsschluss ist eine überleitende Tätigkeit, die im Kaufpreis inbegriffen ist. Also ein Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten, in denen der scheidende Kanzleiinhaber Dir über die Schulter schaut.

Das Ziel: Dich bestmöglich einarbeiten. Der Senior sollte in diesem Rahmen seine jahrzehntelange Erfahrung mit Mandanten und Angestellten weitergeben. Schließlich kennt er die unterschiedlichen Persönlichkeiten am besten.

Gutes Verhältnis zum Senior

Voraussetzung für eine überleitende Tätigkeit ist, dass Du auch auf persönlicher Ebene gut mit dem Senior zurechtkommst. Bringe Verständnis auf, wenn es ihm schwerfällt, sich von seinem Lebenswerk zu trennen. Gleichzeitig sollte klargestellt sein, dass Du ab sofort das Sagen hast.

Ein Tipp: Bestehe darauf, dass Du und nicht der Senior die Bearbeitungsfolge festsetzt – also zu erledigende Aufgaben priorisierst und verteilst. Die Fachkräfte können sich so schon einmal an Deine Arbeitsweise gewöhnen.

Mitarbeiter stehen an erster Stelle

Dein wertvollstes Kapital sind Deine Angestellten. Umso entscheidender ist es, dass diese hinter Dir und Deiner Vision stehen. Viele Nachfolger nehmen sich deswegen zuerst Zeit für ihre Fachkräfte. Vieraugengespräche in entspannter Atmosphäre sind ein probates Mittel, um Ihr Personal kennenzulernen.

Bei dieser Gelegenheit kannst Du auf Fragen eingehen, die sie angesichts der Übernahme beschäftigen. Welche Veränderungen sind geplant? Muss ich mir Sorgen um meinen Arbeitsplatz machen? Im beschriebenen Rahmen kannst Du Deine Mitarbeiter auch nach ihren Verbesserungsvorschlägen fragen.

Personal für sich gewinnen

Wenn Du Anregungen zeitnah umsetzt, vermittelst Du einen positiven Eindruck. Ein Beispiel: In der Kanzleiküche gibt es lediglich eine in die Jahre gekommene Filterkaffeemaschine. Drücke den Mitarbeitern Deine Wertschätzung doch einfach durch einen neuen Kaffeevollautomaten aus. 

Geht es um eine Veränderung der Arbeitsweise, solltest Du den Fachkräften ausreichend Zeit geben. Falls Du von heute auf morgen alle Kanzleiprozesse umkrempeln willst, stößt Du vermutlich auf großen Widerstand und Unverständnis. 

Antrittsbesuche bei A-Mandanten

Neben Mitarbeitern ist es ebenso von Bedeutung, Mandanten für sich zu gewinnen. Gezielte Information ist hier ein Schlüsselbegriff. Die Kunden sollten nämlich erst einmal in Kenntnis über den Führungswechsel gesetzt werden – je nach Wichtigkeit der Mandate auf unterschiedliche Weise.

Die überleitende Tätigkeit eignet sich bestens dafür. A-Mandanten kannst Du gemeinsam mit Deinem Vorgänger vor Ort besuchen. So minimierst Du das Risiko, dass umsatzstarke Kunden abspringen. Wenn Du Dich im Vorfeld des Außentermins mit der Entwicklung des Mandats und den aktuellen Zahlen auseinandersetzt, kannst Du mit Deinem Wissen punkten.

Alle weiteren Kunden gezielt informieren

Eine andere Möglichkeit: Gehe durch einen Anruf aktiv auf langjährige Mandanten zu und frage bei dieser Gelegenheit nach dem generellen Beratungsbedarf.

Für alle übrigen Kunden reicht ein kurzer Brief vollkommen aus, in dem Du über den Verkauf der Kanzlei informierst. Außerdem kannst Du Deine Freude auf eine gute Zusammenarbeit ausdrücken.

Sonja Schumergruber
Sonja Schumergruber

Sonja Schumergruber

Redakteurin Steuerberaterseite.de

3-teilige Serie: „Kanzleikauf“

In unserer Artikelreihe zeigen wir Dir, wie der Kauf einer Steuerkanzlei idealtypisch abläuft. In drei Teilen erfährst Du, worauf es bei einer Kanzleiübernahme ankommt – von der Suche nach Deiner Wunschkanzlei bis zu den ersten Monaten als Nachfolger.